Einen Maler kennen zu lernen ist eine spannende Erfahrung - einen Vater zu entdecken nicht weniger. Den Vater hatte ich vergessen, den Maler habe ich immer bewundert und mich an seinen Bildern erfreut. Das Motto dieser Ausstellung: Bestandsaufnahme, Kennenlernen, Wiederentdecken ist in erster Linie auf sein bildnerisches Werk gerichtet, meine Hoffnung ist, das diese Ausstellung es ermöglicht, auch den Menschen hinter den Bildern wahrzunehmen! Wer meinen Vater nicht kannte, wird Ihn hier als spannenden Maler zwischen Formalismus und Dekoration, Abstraktion und Zero Zero kennenlernen. Freunde und Bekannte werden ihn in seinen Bildern neu entdecken können.
Kennenlernen ist für die meisten von uns nur noch über seine
Bilder möglich, deswegen hier ein paar Daten ohne den Versuch einer
Interpretation.
Geboren im Jahr 1935 hat er die Wirren des Krieges noch deutlich mitbekommen.
Sein Vater blieb seit dem Krieg eine leere Stelle und fehlt wie vielen
seiner Generation. Aus dem bürgerlichen Degerlocher Heim verbrachte
er einige Sommer in der Landverschickung und begann dann später
eine Ausbildung zum Dekorateur in der Firma Breuninger in Stuttgart.
In der Berufsschule in Feuerbach erfuhr er eine intensive Betreuung durch
seinen Lehrer namens Bundschuh, der seine Begabung erkannte und förderte.
In der Lehrfirma lernte er auch seine Frau Rosemarie kennen und sehr
bald war das eine kleine Familie mit zwei Kindern geworden, die den üblichen ökonomischen
Zwängen der Nachkriegszeit unterworfen war.
Die folgende Aufbruchsstimmung in Deutschland hatte auch Einflüsse
auf beide Eltern - Jazz, französische Filme des Existenzialismus,
Sartre, Cocteau, das Theater in Stuttgart aber auch die Bilder von Picasso
und anderen modernen Malern wurden von beiden bewundert und geliebt.
Beruflich wandelte er sich zum Innenausstatter, einen Beruf den er gerne
ausfüllte. Zu allen Zeiten gab es immer wieder kürzere oder
längere Ausbrüche in die Malerei, die insgesamt auf über
300 Arbeiten anwuchsen und neben Arbeit und Familie einen dauernden Anteil
in seines Lebens darstellten.
Später erweiterte sich der Horizont in viele Bereiche der Kunstgeschichte,
Barock, Oper, klassische Musik, die ersten Festspiel- Besuche in Salzburg
prägten das Leben des noch jungen Paares. Weiter gesellte sich
dazu die Liebe zu den Pferden, die intensiv gelebt wurde und erstaunlicherweise
keinen Eindruck in der Malerei hinterließ aber eine grosses Interesse
für höfische und kulturelle Angelegenheiten aus allen Zeiten
der Geschichte weckte, die mit dem Bild des ritterlichen Mannes zu
tun hatten.
Die Schwierigkeit ein solches Bild in einer modernen Welt des Erfolgs und der Massenproduktion zu leben, teilt er wohl mit manchen Männern seiner Zeit. Die frühe, bittere Erkenntnis der Endlichkeit des Lebens in Form von Krankheit mündete in einen über einjährigen wahren Schaffensrausch, der ganz viele seiner schönsten Arbeiten ermöglichte. Ein wunderschönes Beispiel für die Vielschichtigkeit seines Lebens haben Sie auf der Startseite gesehen: Aus einem Stilleben wurde in mehreren langjährigen Schritten ein fast transzendentes Werk, das viele Facetten dessen wieder spiegelt was ihm viel bedeutet hat.
Ich freue mich auf Ihren Besuch und eine spannende Auseinandersetzung mit einem alten Unbekannten. mz